Methodenset für die Berufsorientierung

Zur Unterstützung des Berufsorientierungsprozesses von Mädchen und jungen Frauen mit und ohne migrantischen Hintergrunds bedarf es Methoden, die der spezifischen Situation gerecht werden: Geschlechterrollen, Rollenbilder, Lebens- und Karriereplanung stehen mitunter stark in Widerspruch zu den gelebten Werten und Normen der Ursprungsfamilien. Oft ziehen Mädchen daher ein sehr eingeschränktes Berufsspektrum für sich selbst in Betracht. Um gezielt Mädchen migrantischen Hintergrunds entsprechende Berufsoptionen zu öffnen, muss die Aufarbeitung der Gegensätze verschiedener Kulturen, Werte und Vorstellungen ermöglicht, Anknüpfungen der Berufsoptionen an die Lebenswelt der Mädchen eröffnet, begleitende Multiplikatoren und Multiplikatorinnen mit Knowhow und Kompetenz ausgestattet und Systeme anschlussfähig gemacht werden.

Die AMAZONE-Methoden im Überblick:

  1. Was bin ich?  - Verschiedene Berufe werden durch das gebündelte Wissen aller besser kennengelernt.
  2. Wissensbarometer - Herkunft preisgeben, neues erfahren von anderen, in Berufsgruppen hineinschnuppern, Horizonte erweitern. Wo positioniere ich mich und welche Blickwinkel gibt es noch?
  3. Eins, zwei - meine Chance! - Welche Lebenswelten, welches Umfeld bringt dich weiter? Was wird als Hindernis gesehen und minimiert Chancen am Arbeitsmarkt?
  4. Buchstabencocktail - Stärkung des Selbstwertgefühls von Mädchen und jungen Frauen in der Berufsorientierungsphase
    Triangel. Im kreativen Umgang mit Eigenschaften, werden Mädchen Berufe oder Berufsgruppen näher gebracht. So können neue Ideen entstehen.
  5. ecktschnSpiel - Verknüpfung von Mädchenlebenswelten mit Berufsvorstellungen.
  6. Berufsgalerie - Eigene Kompetenzen erkennen und über Bildmaterial mit möglichen Berufen oder Berufsfeldern verknüpfen. Diese Methode zur Horizonterweiterung (es gibt mehr als nur die „klassischen“ Berufe) setzt erste Impulse für die Berufswahl und stärkt das Selbstwertgefühl.
  7. Ich bin Ich - Jeder Mensch ist einzigartig und ganz etwas Besonderes. In seiner oder ihrer Art, mit all seinen oder ihren Stärken, Schwächen ist er oder sie individuell und wertvoll!
  8. Traumjobmix - Dieses Spiel eignet sich als Einstieg nach einer Workshop Pause und zum Auflockern und gibt das Berufswunschspektrum der Gruppe preis.
  9. Rücken stärken - Rücken stärken ist eine Rückmeldungs- und Feedbackmethode und eignet sich zum Abschluss eines Workshops.
  10. From Zero to Hero - Biographien von Persönlichkeiten erwecken oft eine Vorbild- oder Nachahmfunktion. Die Suche nach Parallelen in Biographien soll Mut machen, inspirieren und gewisse Idealisierungen relativeren.
  11. MYjoboly - Berufsorientierungsspiel für Mädchen und junge Frauen. Spielerisches Entdecken von Werten und Zukunftswünschen, die Impulse geben für Berufs- und Karrierevorstellungen. Dieses Spiel kann heruntergeladen und selber zusammengebaut werden.
    MYjoboly gibt es im Verein Amazone aber auch zum Ausleihen! Infos unter office(at)amazone.or.at.

Welche Intention verfolgt der Verein Amazone mit dem Teilprojekt Girls, Worx & Culture in FAMME?

Der Verein Amazone stellt Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ein Methodenset zur Verfügung, das (insbesondere) Mädchen (mit Migrationshintergrund) darin unterstützt, sich mit ihrer eigenen Kultur, (traditionellen) Rollenbildern und Vorstellungen für ihre eigene berufliche Zukunft auseinander zu setzen. Ein didaktischer Schwerpunkt, der im praktischen Einsatz im Mädchenzentrum Amazone entwickelten und erprobten Methoden,liegt dabei auf dem Einsatz von Bildmaterialien in Verknüpfung mit Sachinformationen, die eine visuelle Ansprache der Mädchen und jungen Frauen garantieren.

Grundlage für die Anwendung der Methoden ist es, als Multiplikatorin oder Multiplikator eigene Haltungen und Einstellungen zu hinterfragen.

 

Worauf zielen die Methoden zur Berufsorientierung ab?

  • Stärkung des Selbstbewusstseins und der Entscheidungskompetenz von Mädchen und jungen Frauen unabhängig von ihrer Herkunft
  • Erweiterung der kulturellen Perspektiven und Abbau von Angst und Vorurteilen
  • Sensibilisierung und Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Kulturen, kulturellen Hintergründen, traditionellen Geschlechterrollen, Rollenklischees, Lebens- und Karriereplanung
  • Erkennen von kulturell bedingten Chancen und Möglichkeiten in der individuellen Berufswahl
  • Erweiterung des Berufswahlspektrums von Mädchen und jungen Frauen mit und ohne migrantischem Hintergrund in Richtung zukunftsträchtige Bereiche, das heißt nicht-traditionelle Berufe im technisch-handwerklichen oder IT-Bereich
  • Verbesserung der Arbeitsmarktchancen von Mädchen und jungen Frauen mit und ohne migrantischem Hintergrund durch gezielte Beratung, Orientierung und Unterstützung bei ihrer Berufswahl und Lebensplanung
  • Kennenlernen eines sinnvollen Umgangs mit Medien und modernen Technologien

Was macht den Verein Amazone aus?

Der Verein Amazone zur Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit verfolgt eine feministische Perspektive, deren Ziel die Herstellung gerechter und gleichberechtigter Lebensbedingungen von Mädchen und Jungen ist. Dabei geht es nicht nur um Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern insgesamt, sondern auch darum, dass Gleichberechtigung zwischen Mädchen und Jungen aller Schichten, Kulturen, Nationalitäten, sexuellen Orientierungen und sozialen Verhältnisse hergestellt wird.

Die Umsetzung der Arbeitsschwerpunkte Ausbildung, Gesundheit, Gewalt, Kultur, Multimedia, Arbeit, Politik und Sexualität erfolgt mit feministischer Haltung über die Zugänge Bildung und Förderung in drei Handlungssäulen:

  • das Mädchenzentrum mit geschlechtshomogenen Angeboten – etwa Café, Werkstatt, Proberaum, Workshops oder Girls4Girls-Aktivitäten – für Mädchen zwischen 10 und 18 Jahren,
  • die Mädchenberatung für Mädchen und junge Frauen und deren Bezugspersonen sowie
  • die Fachstelle Gender, die Maßnahmen zur Dekonstruktion von Geschlechterrollenbildern mit und für Mädchen, Jungen, Erwachsene, Institutionen und die gesamte Öffentlichkeit anbietet.

Die interkulturelle Mädchenarbeit im Verein Amazone akzeptiert Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Die Ressourcen und Stärken der Mädchen sind Ausgangspunkt, Mittelpunkt und Orientierung für eine nachhaltige, bedürfnisorientierte und lebensnahe Auseinandersetzung. Sie beinhaltet eine präventive Arbeit gegen Diskriminierung, ethnisierten Sexismus und baut Grenzen im Kopf ab.

Webseite des Vereins Amazone